Ahaetulla prasina

Veröffenlichung in der Reptiliensoftware von Terra Pro
Autor: Helmut Sommerauer
Ahaetulla - Lianennattern - Green Wipesnakes

Alle Ahaetulla sind lange, schlanke baumbewohnende Schlangen, die sich bevorzugt von Echsen ernähren.
Der verlängerte Kopf ist vom Hals abgesetzt, ein markanter Grat zieht sich vom Auge zur Schnauzenspitze.
Die Augen sind horizontal aufgeweitet und beinhalten ovale Pupillen.
Der Körper ist seitlich abgeflacht und mit glatten Schuppen bedeckt, die Bauchschienen sind stark vergrößert.
Ahaetulla bringen lebende Junge zur Welt.

Vier Arten sind aus Südostasien bekannt:

Art Vorkommen Größe Analschild Ventralia Subcaudalia
A.fasciolata Thailand, Malaysia, Sumatra,Borneo bis 140 cm keine Angabe keine Angabe keine Angabe
A.mycterizans Südthailand, Malaysia, Java bis 108 cm ungeteilt 186-195 132-156
A.nasuta Thailand nördlich des Isthmus of Kra, Indochina, Burma, Indien bis 127 cm geteilt 135-207 156-180
A.prasina Gesamtes Südostsien bis 197 cm geteilt 194-235 151-235
Ahaetulla prasina

Deutscher Name:
Baumschnüffler,
Lianennatter,
Peitschennatter

Gattung: Ahaetulla
Art: prasina
Folgende Themen werden behandelt:

Lebensraum
Beschreibung der Tiere
Haltung
Zucht
Besonders zu den Jungtieren
Fortpflanzung mit Zuchtdaten
Näheres zur Fortpflanzung
Geschlechtsreife
Lebensalter
Gift und Wirkung
Winterruhe
Eigenarten dieser Art
Literaturangaben
Autor
Biotop von Ahaetulla prasina
in Thailand
Baby von A.prasina aus eigener Nachzucht
Lebensraum:
Baumschnüffler sind in ihrem Verbreitungsgebiet in lichten Wäldern , Gärten und in Plantagen anzutreffen.
Der bevorzugte Biotop sind Büsche und Baumkronen.
Bei der Jagd nach seinen bevorzugten Beutetieren, den Echsen, findet man ihn auch am Boden in der Nähe seiner Ansitzplätze.
Das Auffinden dieser vorzüglich getarnten Schlangen ist in freier Natur sehr schwierig.
Wenn man sie findet erstarren die Tiere in ihren Bewegungen und verlassen sich absolut auf ihre Tarnfärbung.
Dabei wird die Zunge starr aus dem Maul gestreckt.
Ich fand diese Tiere mehrfach entlang von Bächen auf dünnen Ästen in Kopfhöhe.
Ein anderes Tier befand sich direkt am Strand in den hinteren Reihen einer Baumgruppe in einer Höhe von 5 Metern, wieder auf dünnen Ästen liegend.
Ein weiteres Tier wurde von mir jagend am Boden eines verwilderten Garten gefunden.
Ein Skink verhielt sich außergewöhnlich und erst als ich in dieselbe Richtung wie die Echse blickte, entdeckte ich die Schlange.
Auch bei dieser Begegnung war die Schlange sehr schwer auszumachen.


Haltung:
Der Baumschnüffler fühlt sich in einem gut bepflanzten Tropenterrarium wohl.
Ich halte ein Pärchen von Ahaetulla prasina in einem Behälter mit 1 m Länge, 50 cm Tiefe und 1 m Höhe.
Größere Terrarien sind bei eingewöhnten Tieren kein Nachteil. Für noch nicht auf Mäuse umgestellte Tiere können
kleinere Behälter den Beginn der Futteraufnahme beschleunigen.
Das Terrarium sollte gut bepflanzt sein. Ficus benjamini mit seinen dünnen aber starken Ästen eignet sich gut.
Die Haltungstemperaturen liegen zwischen 22° C und 30° C.
Ich bevorzuge die Heizung von oben, das heißt eine Glühbirne mit 40 Watt wird im Drittelbereich des Terrariums
angebracht und 12 Stunden lang betrieben. Durch die Asymmetrie ergeben sich Temperaturdifferenzen innerhalb des Behälters, und die Tiere haben die Möglichkeit, die für sie momentan passende Temperatur selbst auszuwählen.
Eine gleichmäßige Erwärmung des Terrariums halte ich für nicht optimal.
Von klimagesteurten Anlagen rate ich ab, wenn sie einem kontinuierlich gleichbleibenden Tagesrythmus eingestellt haben.
Die relative Luftfeuchtigkeit schwankt im Verbreitungsgebiet zwischen 75 und 95 %.
Im Bereich der Baumkronen ist die Luft nach Regenfällen mit Feuchtigkeit gesättigt, es stellt sich aber zumeist bald ein Feuchtigkeitsgrad ein, der eher im Bereich des unteren Wertes liegt. Andauernd hohe Feuchtigkeitswerte erhöhen die Gefahr von Erkrankungen der Atmungsorgane. Ich simuliere daher Regen mit eher groben Tropfen aus einer Drucksprühflasche.
Während des Sprühens wird der Wasserhaushalt durch Trinken der großen Tropfen gestillt. Eine in den Ästen angebrachte Wasserschale wird problemlos gefunden und zum Trinken genutzt, Wasserschalen am Boden dagegen so gut wie nie.
Die Tiere trinken auch gerne direkt aus dem Sprühstrahl.

Ernährung:
Ich füttere meine Tiere bevorzugt mit frisch getöteten Mäusen von einer Pinzette.

Zucht:
Die Nachzucht dieser Trugnattern zählt leider zu den Raritäten in der Terraristik.
Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass sich zu wenige Leute mit der Vermehrung dieser Schlangen im Terrarium beschäftigen.
Die Tiere lassen sich nach dem gleichen Schema wie andere tropische Schlangen züchten.
Die Paarung erfolgt zumeist in der ausklingenden Regenzeit und zieht sich über etwa 1 Monat hin
Die Schlangen paaren sich nach Verfolgungsjagden im Geäst, wobei das Männchen der aktivere Teil ist. Ist das Weibchen aufnahmebereit, dauert die Kopulation dann zumeist mehrere Stunden.

Nach erfolgter Verpaarung sind die Weibchen sehr fressgierig und halten sich vermehrt im wärmeren Bereich des Terrariums auf.
Ungefähr einen Monat vor der Geburt wird die Nahrungsaufnahme eingestellt.
Ca. sechs Monate nach der Paarung werden die lebenden Jungen abgesetzt.
Dies geschieht meist nachts
Bei mir wurden Babies sowohl im Januar als auch im Juni geboren, leider waren auch sehr viele Totgeburten dabei. Die Tiere waren voll entwickelt aber aus mir unbekannten Gründen nicht lebensfähig. In all den Jahren, in denen ich mich mit dieser Art beschäftige, haben es nur 3 Tiere bis zum Erwachsenenalter geschafft.

Daten einer erfolgreichen Zucht:
Paarung22.6.1996
Wurf 5.1.1997
Trächigkeitsdauer 197 Tage


Aufzucht der Jungtiere:
Vorweg ist zu sagen, dass die Aufzucht von Ahaetulla Babies nicht einfach und einem Anfänger in der Terraristik nicht zu empfehlen ist.
In der Natur ernähren sich die Babies wie die Erwachsenen von Fröschen und Echsen in entsprechender Größe.
Da diese Tiere in der Regel in Europa nicht zur Verfügung stehen und das Verfüttern von einheimischen Amphibien und Reptilien verboten ist, muss man den mühevollen und zeitraubenden Weg der Umgewöhnung auf Mäuse beschreiten.
Wichtig ist es aber vorweg, die Tiere gesund bis zur ersten Häutung zu bringen.
Normalerweise häuten sich die Jungschlangen ungefähr 10 Tage nach der Geburt.
Damit die Häutung in einem Stück erfolgen kann, ist es notwendig, die Tiere bis dahin feuchter als normal zu halten.
Werden die Tiere zu trocken gehalten, bleiben sie in der Haut stecken. Dies führt sehr häufig zum Tod der Kleinen.
Als erstes Futter stecke ich einen Schenkel einer frisch getöteten Babymaus gerade soweit in den Hals der Schlange, dass nichts mehr davon herausschaut.
Legt man das Tier vorsichtig auf einen Zweig, passiert es zumeist, dass dieses Futter geschluckt wird.
Nach dieser Prozedur sollte man das Tier an die 5 Tage in Ruhe lassen .
Eine ausreichende Versorgung mit Sprühwasser ist aber auch in dieser Zeit unbedingt notwendig.
Mit dem ersten Futter wird das Verdauungssystem des Tieres aktiviert.
Die Nahrung wird dann in der gleichen Art ein mehrmals im Abstand von ca. 1 Woche, verabreicht.
Mit der Zeit kann man die Schenkel gegen Mäuseköpfe austauschen bzw. damit ergänzen. Nach etwa 3 Monaten sollten die Tiere eine Größe haben die es erlaubt ganze Babymäuse zu verfüttern.
Nach weiteren 2 Monaten sollten die Schlangen auf schnelle Bewegungen gut reagieren.
Das ist dann der Zeitpunkt, um lebende Mäuse, die sich schon stärker bewegen, in das Aufzuchtterrarium zu setzen.
Ich empfehle, keinesfalls zu große Terrarien zu wählen. In einem Behälter mit 40cm Länge, 25 cm Tiefe und 30 cm Höhe nehmen die Schlangen in ihrer Aktivitätszeit während des Tages Bewegungen gut wahr.
Früher oder später nehmen sie das angebotene Futter dann selbst an.
Danach besteht die ausschließliche Nahrung im Terrarium aus Mäusen in passender Größe.
Die Tiere beginnen ihre Umfärbung von Braun auf Grün mit ungefähr 6 Monaten und schließen diese mit einem Jahr ab.

Geschlechtsreife:
Ein Männchen aus meiner ersten Nachzucht pflanzte sich nach vier Jahren erfolgreich fort.

Lebensalter:
Ich schätzte das Alter von großen Weibchen, die ich gesehen habe und deren Größe und Kopf-Körperproportion ich mit bekannt alten Weibchen vergleichen konnte, auf gut 15 Jahre.
Aus eigener Erfahrung kann ich von einem Haltungserfolg von gut 15 Jahren berichten.
Das Weibchen wurde von mir bereits adult gefangen.
Aufgrund seiner damaligen Größe schätze ich das Weichen auf ein Mindestalter von 5 Jahren.
Das Tier war somit gut 20 jahre alt, als es verendete !

Gift und Giftwirkung:
Aheatulla prasina ist eine Trugnatter.
Das heißt, sie hat funktionierende gefurchte Giftzähne im hinteren Bereich ihres Maules.
Das Gift tötet ihre Beutetiere sehr effizient.
Ich habe schon mehrfach im Terrarium beobachtet, dass eine 4 Wochen alte Maus von den Weibchen in nur 40 Sekunden getötet wurde. Im Normalfall tritt nach einem Fangbiss der Tod bei Mäusen nach 3 bis 5 Minuten ein.
Auf den Menschen dürfte das Gift eine schwache bis keine Wirkung haben. Ich bin schon mehrfach von diesen Tieren gebissen worden und konnte keine Giftwirkung feststellen.
Das soll aber nicht heißen, das man sich den Tieren gegenüber unvorsichtig verhalten sollte.
Aus der Literatur ist durchaus bekannt, dass es beim Umgang mit Trugnattern sogar Todesfälle gegeben hat (Boomslang-Dispholidus, Vogelnatter-Thelotornis) und auch bei den weniger gefährlichen Arten muss man immer mit der Möglichkeit einer allergischen Reaktion auf ihr Gift rechnen.
Also ist auch die Gattung Ahaetulla in Bezug auf ihre potentielle Gefährlichkeit ernst zu nehmen und schlußendlich auch so zu behandeln !

Winterruhe:
Ist entsprechend dem Klima ihres Verbreitungsgebietes nicht erforderlich.

Besonderheiten:
Ahetulla prasina ist vorzüglich an ihren Lebensraum angepasst und mit ihren ovalen Pupillen optimal für die Jagd im Geäst ausgestattet.

Literaturangabe:
Bei der Zusammenstellung dieses Berichtes wurden Daten aus folgendem Büchern verwendet:

Merel J.Cox: The Snakes of Thailand and their Husbandry, ISBN 0-89464-457-8
Francis Lim Leong Keng, Monty Lee Tat-Mong: Fascinating Snakes of Southeast Asia, ISBN 967-73-0045-8
Robert B.Stuebing und Robert F.Inger:Snakes of Borneo,ISBN 983-812-038-3
Welch,Kenneth R.G.:Snakes of the Orient, a checklist,ISBN 0-89464-203-0



Autor:

Helmut Sommerauer
Unterpremstätten
Österreich

Vereinsmitglied des Steirischen-Reptilien und Amphibienvereins

2012 im Juni